Die Geschichte des Griesheimer Angers

 

Die Konversionsfläche in Griesheim ist ein Ort voller Geschichte, der über Jahrhunderte von stetiger Veränderung geprägt war und ist. Über 130 Jahre lang wurde das Gelände, auf dem nun das neue Quartier „Griesheimer Anger“ entsteht, vor allem militärisch genutzt.

Im Jahr 1874 erwarb das Preußische Militär erstmals das Gelände, um einen Artillerie-Schießplatz einzurichten. In den folgenden Jahren entstand ein Truppenübungsplatz mit eigener Infrastruktur im nahen Wirtschaftsviertel. 1909 errichtete August Euler im östlichen Teil des damaligen Truppenübungsplatzes einen Hangar mit integrierter Werkstatt. So entstand der erste Flugplatz Deutschlands. Im Ersten Weltkrieg beherbergte der Griesheimer Sand (damalige Bezeichung) neben Feldflieger-Abteilungen und einem Etappen-Flugzeug-Park auch ein großes Kriegsgefangenenlager und gegen Kriegsende eine Flieger-Ersatz-Abteilung.

Die militärische Nutzung des Geländes fand unter der französischen Besatzung zwischen 1918 und 1930 ihre Fortsetzung. Geflogen wurde erst wieder nach Abzug der Franzosen. So waren die „Rhön-Rossitten-Gesellschaft“ (RRG), die Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug (DFS), Flugsportvereine, die Akademische Fliegergruppe (Akaflieg) und das Aerodynamische Institut mit dem heute noch sichtbaren Windkanal der TH Darmstadt auf dem Flugplatz aktiv.

Im Zuge der Kriegsvorbereitungen der Nationalsozialisten arbeitete die am Griesheimer Sand beheimatete Luftfahrtindustrie zunehmend im Bereich der Luftwaffen-Rüstung. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Areal als Fliegerhorst der Luftwaffe. 1944 wurden Griesheim und der Griesheimer Sand mehrmals von alliierten Bombern angegriffen. Der schwerste Angriff fand am 24. Dezember 1944 statt.

Nach Kriegsende besetzte die amerikanische Armee den Griesheimer Sand und nutzte ihn als Flugplatz (Darmstadt Army Airfield). Von 1949 bis 2003 wurde hier die europäische Editior der amerikanischen Militärzeitung „Stars & Stripes“ gedruckt, mit der US-Soldaten über tagesaktuelle Nachrichten informiert wurden. Ab 1970 erlaubten die Amerikaner eine zivile Mitbenutzung des Flugplatzes durch die Hessenflieger, die TH Darmstadt und die Segelflieger der Akaflieg.

Teile des Geländes (rund 71 Hektar) wurden 1996 zum Naturschutzgebiet erklärt und zählen seitdem zu „Natura 2000“, einem europäischen Netz aus Schutzgebieten. Das kalkhaltige Sand- und Steppengebiet beherbergt zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten. Das neue Wohngebiet Griesheimer Anger entsteht in der Nachbarschaft des Naturschutzgebietes und wird seinen Erhalt und dessen Pflege vorantreiben.