SEGG prüft ungewöhnliche alternative Wärmegewinnung für neues Wohngebiet
Eiskalt könnte es im künftigen Wohngebiet „Griesheimer Anger“ auf dem ehemaligen August-Euler-Flughafen werden. Allerdings nur unterirdisch. Und alles nur, damit es oben in den Wohnungen mollig warm wird. Gemeinsam mit Griesheims Bürgermeister Geza Krebs-Wetzel haben sich jetzt Vertreter der Stadtentwicklungsgesellschaft Griesheim (SEGG) über eine weitere alternative Form der Wärmegewinnung informiert. Dabei geht es um Wärmepumpen, die mit Hilfe eines „Eisspeichers“ für eine klimafreundliche Beheizung aber auch Klimatisierung von Wohnungen genutzt werden können.
Bei einem „Eisspeicher“ handelt es sich um einen „Latentwärmespeicher“ in Form einer großen unterirdische Zisterne, die mit Wasser gefüllt wird und durch die ein Leitungssystem eine frostsichere Flüssigkeit pumpt. Die Temperaturunterschiede, die zwischen Außentemperaturen und unterirdischen Temperaturen herrschen, werden von Wärmepumpen umgewandelt und für die Klimatisierung von Wohnungen genutzt. Mit dieser Technik ist es möglich, zum Beispiel Sonnenenergie auch im Winter für die Wärmegewinnung effektiv zu nutzen. Die Temperaturen in der Zisterne können zudem durch die Zuführung von Heizungs-Restwärme oder die Durchleitung von Kühlflüssigkeit gesteuert werden, um Wohnungen zu erwärmen, aber im Sommer auch abzukühlen.
„Wir prüfen alle Verfahren, die eine nachhaltige und möglichst klimaneutrale Alternative zur herkömmlichen Energie- und Wärmegewinnung bieten“, so SEGG-Geschäftsführer Jens Gottwald bei der Besichtigung eines „Eisspeichers“ im Konversionsgebiet „Pioneer-Park“ in Hanau. Hier erläuterte Matthias Fernitz, von den Hanauer Stadtwerken das Projekt. Der Hanauer Eisspeicher ist acht Meter tief und hat einen Durchmesser von 25 Metern, berichtete Fernitz. Die Griesheimer Delegation, zu der neben dem Bürgermeister und dem SEGG-Geschäftsführer auch SEGG-Projektleiter Erich Varnhagen und Diplom-Ingenieurin Sarah Riederer, Projektleiterin des Planungsbüros Albert Speer, gehörte, konnte sich hier detailliert über die Funktionsweise dieser Form der Wärmegewinnung informieren.
Dabei wurde auch deutlich, dass aufgrund der bisherigen technischen Entwicklung ein derartiges Projekt in Griesheim noch moderner und auch umfassender gestaltet werden könnte. So setze man in Griesheim auch auf eine Kombination mit Solarthermie. „Wir werden im neuen Wohngebiet alle Möglichkeiten nutzen“, so Bürgermeister Krebs-Wetzl, „die eine klimafreundliche und auch bezahlbare Energie- und Wärmegewinnung ermöglichen“.
Realistisch sei unter den derzeitigen technischen Voraussetzungen für den „Griesheimer Anger“ ein Versorgungsgrad von 70 Prozent erreichbar, schätzt SEGG-Geschäftsführer Jens Gottwald. Ziel müsse es aber sein, mit dem Fortschritt der technischen Entwicklungen am Ende eine Versorgung von 100 Prozent aus regenerativen Energien zu schaffen. „Das ist derzeit noch nicht möglich“, so Gottwald, „aber wir würden die entsprechenden Baumaßnahmen darauf ausrichten“.
Für Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl ist der Einsatz regenerativer Energien ein wichtiger Bestandteil des modernen Wohngebietes auf dem ehemaligen Flugplatzgelände. Dabei gehe es sowohl um Klimaschutz als auch um die Verringerung der Abhängigkeit von klassischen, vor allem fossilen Energieträgern. „Das Ganze hat aber auch einen wichtigen sozialen Aspekt“, so Krebs-Wetzl. Schließlich schaffe man auf dem Konversionsgebiet auch bezahlbaren Wohnraum und dazu gehörten nicht nur finanzierbare Mieten sondern auch akzeptable Nebenkosten. „Die alternativen Energieformen können hier einen wichtigen Beitrag leisten, die Nebenkosten im Rahmen zu halten“, so Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl abschließend.